Christiane Feser, Referenzgang, 2013

Christiane Feser

Referenzgang, 2013

 

Das Interesse der Künstlerin Christiane Feser gilt der experimentellen Fotografie. Dabei lotet sie das Verhältnis zwischen Gegenstand und fotografischem Abbild aus, in das sie gestaltend eingreift. Dass »spätestens seit Photoshop nicht mehr davon auszugehen ist, dass alles, was wir auf einem vermeintlichen Foto sehen, auch wirklich […] vor der Kamera war«, wie der Kunsthistoriker Ludwig Seyfarth bemerkt, führt Feser dem Betrachter der Fototapete »Referenzgang« im besten Sinne irritierend vor Augen.

2013 entwickelt Feser die wandfüllende Arbeit eigens für den Flur des Cityhaus II der DZ Bank. Hierfür nimmt die Künstlerin mit ihrer Kamera den Gang ins Visier. Mit dem ausschnitthaften Blick durch das Objektiv fotografiert sie die kahlen weißen Wände, die Abrundungen an den Flurabzweigungen und die Lochblechpaneele an der Decke. Auf diese Weise macht sie Details aus wie die Linienstrukturen der dunklen Schatten an den Wandabschlüssen oder zwischen den Deckenpaneelen, Rauchmelder und Sprinklerdüsen an der Decke oder Feuerlöscher-Hinweisschilder an den Wänden.

Ähnlich wie für ihre Bildserie »Latente Konstrukte« entwirft Feser aus diesen Abzügen sodann ein plastisches Papiermodell. Sie setzt Ausschnitte aus den Aufnahmen neben- und übereinander, knickt und faltet das Fotopapier, klappt es aus der Fläche heraus oder ergänzt aufgesetzte »Papierstreben« und erweitert so die in den Fotografien angelegten Strukturen und Muster. Anschließend fotografiert sie das Modell ab und lässt das Bild als Tapete für den Flur drucken.

Das Resultat ist eine abstrakte Komposition aus Linien und Flächen. Erst bei genauerem Hinschauen erkennen wir Details der Flurarchitektur wieder – eine räumliche Orientierung ist dagegen nicht mehr möglich. Denn Christiane Fesers Tapete gibt kein Abbild des fotografierten Gegenstands »Flur« wieder, sondern dessen abstrahierte Abwandlung. Die Wandtapete oszilliert wie ein Kippbild zwischen »Wiedergabe und Abstraktion«, sie lässt uns erkennen und doch im Unklaren. Damit, so Feser, möchte sie »den Raum zu sich selber zurückbringen« und der nüchternen Architektur eine Aufmerksamkeit verschaffen, die wir ihr auf unserem Weg zur Cafeteria ansonsten wohl kaum zukommen lassen würden.

Christiane Feser wurde 1977 in Würzburg, Deutschland geboren. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

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