Anmeldung erfolgreich!
Ihre Adresse wurde erfolgreich registriert.
Sie erhalten eine E-Mail von uns, um Ihre Registrierung zu bestätigen.
Viele Grüße
Ihre Kunststiftung DZ BANK
Ursula Böhmer bereiste zwischen 1998 und 2011 ganz Europa, um Kühe zu fotografieren. »All Ladies« nennt die Fotografin ihre Porträtserie über alte Rinderrassen, die größtenteils vom Aussterben bedroht sind. Wir sehen uns einer Vielfalt von Anatomien und Antlitzen gegenüber, deren Individualität, ja Persönlichkeit ebenso offenkundig wird wie der stumme Wunsch nach Kommunikation. Alle Kühe schauen direkt in die Kamera. Im Vordergrund steht für Ursula Böhmer stets der Blickaustausch zwischen Mensch und Tier und das gegenseitige Wahrnehmen. Dies verlangt ein feinfühliges und geduldiges Eingehen auf die Tiere. Die Künstlerin nutzt bei ihrer Arbeit ausschließlich analoge Aufnahmetechnik und stellt die Abzüge eigenhändig in der Dunkelkammer her.
Für seine frühen Fotografien begab sich Esko Männikkö in den Norden seiner Heimat Finnland. Seine Porträts dortiger Junggesellen wurden schnell zum Inbegriff paradigmatischer Ausdrucksformen von Einsamkeit und Selbstvertrauen im »Fernen Norden«. Die Arbeit »Savukoski« ist beispielhaft für den einfühlsamen und zuweilen humorvollen Blick des Künstlers auf das harte und einsame Leben in dieser Gegend. Zu sehen ist ein Bauer in Arbeitskleidung, der am wärmenden Ofen ein Lamm füttert. Ebenso hungrig wie das Jungtier an der Flasche saugt, zieht der Landwirt an seiner Zigarette. Beide sind ganz in ihr Tun vertieft. Feinsinnig sind auch Esko Männikkös ausschnitthafte Annäherungen an Pferde, Kühe, Hühner oder Hunde, etwa in den extremen Nahaufnahmen der Serie »Harmony Sisters«. Seine Bilder ergänzt der Künstler um handgefertigte oder auf Flohmärkten gefundene Holzrahmen.
Anhand von Walter Schels’ großformatigen Tierporträts können wir unseren Begriff von Identität und Individualität schärfen. So tief wir hier einem Dobermann, einer Gans oder einem Schaf in die Augen blicken können, so sehr können wir uns fragen: Sind wir bereit, sie als dem Menschen ebenbürtige Persönlichkeiten zu betrachten? Walter Schels’ ungewöhnliche Tierbildnisse, die ganz den klassischen Konventionen der Gattung des Porträts verpflichtet sind, scheinen dafür zu sprechen. Sie verleiten uns zu einer überaus intensiven Interaktion mit einem Gegenüber, auf das wir eigentlich anders zu blicken gewohnt sind.
Eine andere Art von Porträts finden wir in den Arbeiten von Kevin Clarke. Der Künstler verwendet hier Darstellungen des genetischen Fingerabdrucks von Personen, für die er sich interessiert. Dies können Künstlerkolleginnen und -kollegen sein oder Personen des öffentlichen Lebens, der Wissenschaft oder Politik. Im ersten Schritt geht Kevin Clarke auf diese Personen zu, um sie kennenzulernen; anschließend bittet er sie, ihr Genom aus dem Plasma einer Blutprobe sequenzieren zu lassen. Der daraus resultierende individuelle Code lässt sich in einer Buchstabenfolge, numerisch oder auch in grafischer Form visualisieren. Die jeweilige Darstellung verknüpft der Künstler mit Motiven, die er mit den porträtierten Personen assoziiert.
In der Arbeit »Portrait of Joseph Beuys« legt Kevin Clarke die DNS-Sequenz des Porträtierten als Buchstabenfolge über vier Bilder, die Bildnisse von Tieren zeigen, die für Joseph Beuys persönlich wie künstlerisch eine wichtige Rolle spielten. Eines davon ist das Bild eines Kojoten, das auf die berühmte Performance »I like America and America likes Me« anspielt. Bei dieser Aktion im Jahre 1974 war Joseph Beuys in Filz eingewickelt von Düsseldorf nach New York geflogen und hatte dort – ohne sonst etwas von Amerika zu sehen – mehrere Tage eingeschlossen mit einem Kojoten in der Galerie René Block verbracht. Der zunächst aggressiv-verängstigte Kojote gewann während der Aktion zunehmend an Vertrauen, so dass sich eine Beziehung zwischen Joseph Beuys und dem Tier entwickelte. Diese Beziehung spiegelt die Arbeit von Kevin Clarke wider.
Ursula Böhmer, geboren 1965 in Aachen, lebt und arbeitet in Berlin.
Kevin Clarke wurde 1953 in New York City geboren. Er lebt und arbeitet in Payrac, Frankreich.
Esko Männikkö, geboren 1959 in Pudasjärvi, Finnland, lebt und arbeitet in Oulu, Finnland.
Walter Schels wurde 1936 in Landshut geboren. Er lebt und arbeitet in Hamburg.