Emanuel Raab, Blick-Wechsel #3, 1997

Emanuel Raab

Es ist Neugier, die Emanuel Raab in seinem fotografischen Schaffen antreibt – die Neugier auf eine ungewohnte Sichtweise. In seinen Aufnahmen verführt er zu einem anderen Blick auf die Realität, indem er uns mit seinen Bildkompositionen verunsichert, die Aufmerksamkeit auf abstrakte Strukturen im gegenständlichen Motiv lenkt oder Gegenstände und Personen ihres narrativen Kontextes enthebt.

So erkennt man etwa auf dem Foto »Abbildung #2« von 1996 nur mit Mühe eine nackte Frauengestalt, die fast bis zur Unkenntlichkeit verschwimmt – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Sie liegt unter Wasser. Auf der Suche nach Möglichkeiten, Körper und Räume im fotografischen Bild aufzulösen, wählt Raab den Blick durch die bewegte und reflektierende Oberfläche des Wassers, die den Körper vor dem hellblauen Hintergrund nur noch schemenhaft freigibt.

Buchstäblich zu einem »Blick-Wechsel« fordert er uns mit seiner gleichnamigen Werkserie von 1997 heraus. Für die Bildreihe nimmt er unterschiedliche Orte aus jeweils zwei Perspektiven auf. Anschließend entwickelt er einen Abschnitt des Fotofilmstreifens, auf dem gemeinsame Elemente beider Ansichten aufscheinen – nur durch den schwarzen Filmstreifen voneinander getrennt. So vereint er zwei Perspektiven auf ein Gebäude, eine Straße, auf Mauern oder Wände zu einem Einzelbild. Erst bei genauerem Hinschauen erkennt man die beiden Versatzstücke, aus denen Emanuel Raab die vermeintliche Realität buchstäblich zusammensetzt.

Für seine Werkreihe »Gebilde« aus dem Jahr 2007 richtet der Fotokünstler seinen Blick auf isolierte Alltagsgegenstände oder Personen und lichtet sie vor schwarzem Hintergrund ab. Wir erkennen einen in Lumpen gehüllten, kauernden Menschen, ein Dachgebälk ohne Hausunterbau oder eine alte, reifenlose Karosserie. Indem er die Objekte und Figuren vollständig aus ihrer Umgebung herauslöst, verweigert er ihnen und uns jegliches erzählerische Moment. Umso mehr fällt die skulpturale Qualität der Gegenstände und Gestalten ins Auge.

In der Bilderserie »Winterwald« (2007) rückt Raab Dickicht und dürre Zweige blätterloser Winterbäume ins Zentrum seiner Aufnahmen – ein filigranes Muster feinster Linienzüge. Der Abdruck der Fotografien auf Büttenpapier unterstreicht den zeichnerischen Charakter der Aufnahmen.

 

Emanuel Raab wurde 1957 in Bautzen, Deutschland geboren. Er lebt und arbeitet in Bielefeld.

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