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Ihr Kunststiftung DZ BANK
Mit dieser Etagenausstellung begeben wir uns auf die Straßen Amerikas – des Lands der Träume, das Stefan Kaminski, Stefanie Schneider, Gerd Kittel und Johnny H.-C. Pack auf ganz unterschiedliche Weise zum Thema machen. Dabei spielen sie durchaus mit Stereotypen und Klischees, mit denen sie den »American Dream« bisweilen ad absurdum führen.
Stefan Kaminski beispielsweise greift für seine Fotoserie »Linie 6« auf die Ästhetik amerikanischer Gangsterfilme zurück. Die auf Aluminium aufgezogenen Aufnahmen aus dem Jahr 1999 sind in ihrer formalen Strenge allesamt gleich aufgebaut: Vor dem Hintergrund einer asphaltierten Straße präsentiert uns Kaminski – immer aus der Perspektive einer schrägen Aufsicht – das Brustbild eines Mannes. Der Blick des Porträtierten ist starr nach oben gerichtet, sein Gesicht wirkt vom Leben gezeichnet. Es gehe ihm »um die Darstellung von Männern mit Schicksal – Menschen, die etwas überlebt haben«, erläutert der Fotokünstler, der die Männer ganz bewusst in der Ästhetik einer filmischen Momentaufnahme inszeniert, »um eine Sphäre der Heroisierung aufzubauen«. Tatsächlich fühlen wir uns an Szenen aus amerikanischen Gangstermovies erinnert, wozu nicht zuletzt die extreme Beleuchtung der Fotografien wie auch die überzeichneten Farbkontraste beitragen, die Kaminski mit der abschließenden Bearbeitung der Fotobilder am Computer erzielt. Ob es sich nun um Helden oder Anti-Helden handelt, bleibt dahingestellt. Auf jeden Fall sind es Bilder, deren »suggestiver Wirkung man sich kaum entziehen kann«, wie Ingrid Wiesenmayer treffend bemerkt.
Auch die Fotos von Stefanie Schneider aus der Werkreihe »California Blue Screen« erinnern an Film-Stills. Grundlage der C-Prints sind Polaroidbilder, die die Fotografin in der südkalifornischen Wüste gemacht hat. Scheinbar beiläufig im Vorbeifahren fotografiert sie die Landschaft und setzt Schauspieler, Freunde oder auch ihre Schwester so in Szene, dass nicht nur dem versierten Roadmovie-Kenner Filmassoziationen in den Sinn kommen. »Es hat etwas Klischeehaftes, wie ich den amerikanischen Traum darstelle«, erzählt die Fotokünstlerin, die gleichzeitig aber auch die banale Realität jenes Traums vom »On the road«-Sein aufzeigen möchte. In Polaroidfilmen, deren Haltbarkeit überschritten ist, findet Stefanie Schneider ein probates Material zur Umsetzung ihrer künstlerischen Idee: »Ein abgelaufener Polaroidfilm erzeugt eine ›Unvollkommenheit‹, die für mich den Verfall des amerikanischen Traums widerspiegelt«, beschreibt Schneider ihr bildnerisches Interesse an dem analogen Fotomedium.
Gleichermaßen lässt sich der großangelegte Werkzyklus »Route 66 – The Final Cut« von Gerd Kittel als ein »fotografisches Road Movie« (Michael Koetzle) bezeichnen. Seit den 1980er Jahren begibt sich Kittel immer wieder mit Kleinbildkamera und Stativ auf die Spur der legendären Straße von Chicago bis Santa Monica – und fotografiert. Einst der Inbegriff des amerikanischen Traums, ist der Highway heute nur noch ein »Auslaufmodell«, wie es Koetzle formuliert: Abschnitte der Straße sind zu Schotterpisten verkommen, Restaurants, Motels und Drive-Ins sind verlassen und heruntergekommen und auch die zahlreichen Tankstellen entlang der Verbindungsstraße von der Ost- zur Westküste verschwinden mehr und mehr. Dazwischen finden sich kleine Shops, in denen am Mythos der Straße festgehalten wird – bis unter die Decke mit Route 66-Devotionalien vollgestopft. Ihre Besitzer harren der Touristen. »Man muss weit fahren und viel schauen, um etwas zu sehen«, berichtet der Künstler, der in seinem Foto-Essay ein eindrucksvolles Bild von der verschwindenden »Straßenkultur« der Route 66 zeichnet.
Dagegen nimmt Johnny H.-C. Pack junge Männer in den Straßen des abendlichen New York mit der Kamera in den Blick. »Pier 45«, »Westside Highway/12th« oder »Crosby/Houston« lauten die Titel der Arbeiten. Sie geben die Straßenzüge in Manhattan wieder, in denen die Aufnahmen aus den Jahren 2000 und 2001 entstanden sind. Es waren zu dieser Zeit noch verrufene und unsichere Gegenden an der Lower East Side von New York City, wo sich aber auch schon erste angesagte Bars und Clubs einfanden. Der gebürtige Wiesbadener war fasziniert von dieser einsetzenden Gentrifizierung, deren Effekt er als ein »Dazwischen« beschreibt – als einen Ort, an dem (noch) die Welten von Straßenjungen, Studenten und Bankern aufeinanderprallen und der zum beliebten Treffpunkt seines Freundeskreises während seiner Studienzeit in New York gehört. Mit der Großbildkamera und einem Studiolicht ausgestattet, beginnt Pack hier seine Studienfreunde abzulichten. Ganz bewusst wählt er die frühen Abendstunden, um die Freunde im Zwielicht der Dämmerung zu inszenieren. Sie wirken in sich gekehrt, manchmal auch traurig oder gar einsam inmitten einer Stadt, die nie zur Ruhe kommt.
Stefan Kaminski wurde 1969 in Duisburg, Deutschland geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin.
Stefanie Schneider wurde 1968 in Cuxhaven, Deutschland geboren. Sie lebt und arbeitet in Los Angeles und Berlin.
Gerd Kittel wurde 1948 in Düsseldorf, Deutschland geboren. Er lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Johnny H.-C. Pack wurde 1971 in Wiesbaden, Deutschland geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin.