Günther Uecker, Ohne Titel (12), 1981, aus dem Zyklus »Entwicklung eines Kunstwerks – Fotoumwandlungen«

Bewegung im Bild

Arnulf Rainer
Rolf Schroeter
Günther Uecker

 

Die Arbeiten der beiden hier gezeigten Künstler setzen sich thematisch mit der Bewegung des menschlichen Körpers auseinander. Während Günther Uecker den körperlichen Einsatz im gestischen Entstehungsprozess seiner »Nagelbilder« nachvollziehbar macht, unterstreicht Arnulf Rainer durch Überzeichnungen und Übermalungen von Fotografien die Expressivität mimischer Gestik.

Die Serie »Entwicklung eines Kunstwerks ‒ Fotoumwandlungen« aus dem Jahr 1981 ist als ein Gemeinschaftsprojekt des Malers und Bildhauers Günther Uecker und des Schweizer Fotografen Rolf Schroeter entstanden. 1980 begleitete der Fotograf den Künstler eine Woche lang, um den mehrteiligen Entstehungsprozess eines Werkes zu dokumentieren. Eine Auswahl von insgesamt 22 Aufnahmen versah Uecker anschließend mit Übermalungen.

Günther Uecker ist seit den frühen 1960er Jahren für seine Nagelbilder bekannt. Er verwendet Nägel als künstlerisches Arbeitsmaterial – er »malt« mit Nägeln. In Fotobildern von Schroeter bekommen wir nun den Herstellungsprozess eines solchen Nagelreliefs vor Augen geführt. Wir sehen, wie Uecker die Holzplatte mit einer Leinwand bespannt, danach mit seinen bloßen Händen Farbe auf den Bilduntergrund aufträgt, ihn in destruktiver Geste mit einer Axt zerfurcht, um ihn anschließend wieder zu vernageln. Die Schwarz-Weiß-Bilder vermitteln die Abfolge der körperlichen Aktionen des Künstlers auf eindrucksvolle Weise. Die fotografisch eingefangenen Bewegungen greift Uecker anschließend in seinen Übermalungen mit weißer Farbe auf: So findet etwa das vorsichtige Streifen der Hände über die Nageloberfläche seine malerische Entsprechung in den mit Fingern gezogenen Farbschlieren.

In den Fotogravuren von Arnulf Rainer verdecken hastig gezogene Linien den fotografischen Untergrund, beinahe bis zur Unkenntlichkeit. Mal sind es geschwungene Bögen oder nach allen Seiten auseinanderstiebende Strahlen, mal diagonal gesetzte Striche oder Kratzer, die das Fotomotiv zerstören. Rainer bezeichnet sich selbst als »Übermaler«. Und tatsächlich durchzieht das Überarbeiten von bildlichen Ausgangsmaterialien fast sein gesamtes Œuvre. Hatte er anfangs noch schlicht aus Materialmangel Bildwerke übermalt, erhob Rainer die Malerei auf »Vor-Bildern« rasch zum künstlerischen Konzept. Seit den frühen 1970er Jahren dienen ihm dazu auch Fotografien, meist Selbstporträts. Für seine Kaltnadelradierungen überträgt er das fotografische Bildmaterial auf Zinkklischees als Druckplatten, in die er anschließend mit der Nadel seine grafischen Ergänzungen einarbeitet. Grund für die nachträglichen Überzeichnungen sei die Statik des fotografischen Bildmediums, so erläutert Rainer.

Sind die Mimiken, Gesten oder Posen auf dem Fotopapier festgehalten, ist Rainer anschließend daran gelegen, »jene Dynamik und Spannung aufzumalen, die [ihn] bei der Fotoaufnahme erfüllten« – sowohl im übertragenen Sinne als auch formal. So korrespondieren in seiner Arbeit »Mondsucht« von 1993 die diagonal geführten Einritzungen mit dem fotografischen Motiv der merkwürdig entrückten Haltung des Künstlers.

 

Arnulf Rainer wurde 1929 in Baden bei Wien geboren; er lebt und arbeitet in Wien.

Günther Uecker wurde 1930 in Wendorf bei Crivitz geboren; er lebt und arbeitet in Düsseldorf und St. Gallen.

Rolf Schroeter wurde 1932 in Zürich geboren, wo er auch heute lebt und arbeitet.

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