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Ihr Kunststiftung DZ BANK
Was aussieht, wie eine am Computer zusammengesetzte Farbflächenkomposition, hat Shirana Shahbazi tatsächlich im Studio fotografiert. Ausgehend von ihrer Beschäftigung mit Stillleben gelangt die iranisch-deutsche Fotografin zu abstrakten Konstruktionen, für die sie farbig lackierte Körper – etwa Quader, Dreiecke oder Kugeln – in einem mehrteiligen Prozess zu Arrangements zusammenstellt, die sie immer wieder verschiebt und erneut ablichtet. Durch mehrfache Belichtung des Fotobildes erzielt Shahbazi geometrische Bildkompositionen, »die ein faszinierendes, auch irritierendes Spiel zwischen Fläche und Tiefe« (Urs Stahel), zwischen Farbe und Form erzeugen.
Auch Franco Fontana widmet sich in seinem fotografischen Schaffen einer Reduktion auf Farbflächen. Seit den frühen 1960er Jahren beschäftigt er sich mit abstrahierenden Farbfotografien, auf denen die Abbildlichkeit des Motivs nahezu vollständig in den Hintergrund tritt. Für seine Werkreihe »Urban landscapes« fotografiert Fontana in verschiedenen Städten Fassaden, Wände und Mauern, Asphalt oder Treppenstufen. Die gesättigten Farben der Aufnahmen ebenso wie der konzentrierte Blick auf Linienverläufe lassen die abgelichteten Gebäudeszenerien wie kontrastierend nebeneinander gesetzte monochrome Flächen erscheinen.
Thomas Florschuetz lotet in seinen Arbeiten indessen das Abstraktionspotenzial von Körperteilen aus. Für seine »Körperstücke« bildet er in fragmentarischen Ausschnitten den eigenen Körper ab. Stark vergrößerte Teile von Unterarmen, Handgelenken und -flächen, von Fingern, vom Mund oder auch die ganze Hand setzt Florschuetz vor farbigem Hintergrund unmittelbar an den Bildrand. In Dyptichen oder Tryptichen symmetrisch einander gegenübergestellt, werden flächige Arrangements komponiert, die erst bei genauerem Hinsehen eine weitere Bildebene zu erkennen geben: Schemenhaft zeichnet sich das Spiegelbild des Fotografen ab. Er ist in doppeltem Sinne »selbst Motiv«, so Christoph Schreier, und »bespiegelt« sich buchstäblich in seinem fotografischen Schaffen.
Ein wichtiger Vorreiter der abstrakten Fotografie, mit der sich Fotografen von der bloßen Wiedergabe äußerer Wirklichkeiten zugunsten eines bildlichen Interesses an Strukturen und Formen, Farben und Flächen abwenden, ist Gottfried Jäger. Als maßgeblicher Vertreter der »Konkreten Fotografie« widmet sich der Fotograf und Theoretiker dem Erkunden der »Fundamente des Fotoprozesses«, indem er die Möglichkeiten fotografischer Prozesse als motivgebendes Verfahren einsetzt. So entsteht beispielsweise die Werkgruppe der »Lochblendenstrukturen« aus dem Jahr 1967 mit Hilfe einer Mehrfach-Lochkamera, über die das lichtempfindliche Fotopapier in der Dunkelkammer mit einem zuvor festgelegten geometrischen Muster beleuchtet wird. Dagegen ordnet Jäger für seine plastischen Fotopapierarbeiten aus den 1980er Jahren belichtetes und unbelichtetes Fotopapier zu schwarz-weißen Flächenformationen an.
Einen ähnlichen Umgang mit dem Material Fotopapier verfolgt die Frankfurter Künstlerin Christiane Feser in ihrer Serie »Latente Konstrukte«, die sie seit 2010 anfertigt. Hierfür faltet und schneidet sie Fotopapier zu, arrangiert es zu einem plastisch-geometrischen »Bildkonstrukt«, leuchtet es aus und fotografiert es ab. Dieses Foto dient Feser als Ausgangspunkt weiterer Bearbeitungsschritte, für die sie wiederum beschnittenes und gefaltetes Papier auf dem Fotoabzug fixiert und diesen erneut ablichtet. Bis zu fünf Mal wiederholt sie dieses Vorgehen. So »zeichnet« Christiane Feser mit Papier, Licht und Schatten rhythmische Linien- und Rasterstrukturen, die die ursprüngliche Dreidimensionalität des Papiermodells nur noch erahnen lassen.
Annette Kelm schließlich gewinnt über ein spielerisch-experimentelles Vorgehen ein abstraktes Fotomotiv: 2012 realisiert sie eine Werkgruppe, für die sie Magnetfeldlinienbilder auf verschiedenfarbigem Papier entstehen lässt, die sie abfotografiert. Hierfür streut sie in einer spontanen Geste Eisenpulver auf ein Blatt Papier, unter dem sich mehrere Magnete befinden. Die Eisenpartikel werden magnetisiert, richten sich entlang der Feldlinien der Hufeisenmagnete auf und verdichten sich zu punktuellen Anhäufungen. Nur an wenigen Stellen greift die Fotografin gestaltend in die Diffusion des Eisenpulvers ein. Ansonsten überantwortet Annette Kelm die »bildliche« Organisation der Eisenpartikel ganz der physikalischen Reaktion.
Shirana Shahbazi wurde 1974 in Teheran, Iran geboren. Sie lebt und arbeitet in Zürich.
Franco Fontana wurde 1933 in Modena, Italien geboren. Er lebt und arbeitet in Italien.
Thomas Florschuetz wurde 1957 in Zwickau, Deutschland geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin.
Gottfried Jäger wurde 1937 in Burg, Deutschland geboren. Er lebt und arbeitet in Bielefeld.
Christiane Feser wurde 1977 in Würzburg, Deutschland geboren. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Annette Kelm wurde 1975 in Stuttgart, Deutschland geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin.