Andreas Mühe, Wandlitz, 2011

Ostdeutschland im Umbruch

Daniel Herrmann
Andreas Mühe
Michael Schade

 

Die Ausstellung »Ostdeutschland im Umbruch« setzt sich mit den Nachwirkungen der Grenzöffnung auseinander. Diese haben nicht nur dazu geführt, dass die westliche Konsumwelt Eingang in das von der UdSSR gelenkte und ideologisch geprägte Territorium fand, sondern auch eine Auseinandersetzung ostdeutscher Künstlerinnen und Künstler mit der Vergangenheit des eigenen Staates öffentlich zur Diskussion gestellt werden konnte.

In der Werkreihe »Ostdeutsche Stadtlandschaften«, 1993/94, reagiert Michael Schade auf die Veränderungen des Stadtbildes nach der Wende. Besonders pointiert zeigt dies die Fotografie einer Werbefläche für Marlboro-Zigaretten. Die fiktive Figur des Marlboro Man verkörpert die testosterongesättigte Männlichkeit in ihrem unbändigen Streben nach Freiheit und kombiniert dies mit dem Versprechen, diesem Ideal im Konsum näher zu rücken.

Daniel Herrmann spielt in seinen Arbeiten mit den visuellen Mitteln der Werbe-Ästhetik und setzt ostdeutsche Produkte collagenartig in Szene. Neben den Scheuermitteln »Ata« und »Pulax« sowie dem Mückenschutz »Flibol« zeigt eines der Bilder eine Flasche der DDR-Marke »Club-Cola«. Diese wurde ab 1966 auf Wunsch der SED und anderer staatlicher Organisationen als eigenes, den westlichen Vorbildern nachempfundenes Cola-Getränk entwickelt und unterschied sich im Geschmack deutlich von der beliebten »Vita Cola«. Daniel Herrmann arrangiert die Produkte oft im häuslichen Umfeld, etwa auf bunt bedruckten Plastiktischdecken, und ironisiert auf diese Weise die Bildsprache von Reklame in den Hochglanzmagazinen.

Im Gegensatz zu der Werbe- und Konsumwelt, mit der sich Schade und Herrmann auseinandersetzen, hat der Fotograf Andreas Mühe im Jahre 2011 einen Ort von mächtiger Symbolkraft aufgesucht. Die Waldsiedlung Wandlitz war ausschließlich von SED-Politbüromitgliedern bewohnt und hat die ostdeutsche Bevölkerung zu manchen Spekulationen über Luxus und Prunk angeregt. Dass auch die oberste Führungsriege der DDR sozialistisch wohnte, nämlich in ähnlich gebauten Einfamilienhäusern und nahezu Tür an Tür, glaubte niemand. Stattdessen wähnte man die oberste politische Klasse in prunkvollen Palästen oder wenigstens in mit Schwimmbad ausgestatteten Villen. Mit diesem Volksglauben noch in den Adern suchte Andreas Mühe die Waldsiedlung Wandlitz auf und fotografierte die ehemalige Wohnanlage bei Nacht und hell angestrahlt. In der Nacht wirken die Häuser trotz ihrer alltäglichen Architektur noch immer so, als würden sie ein gut gehegtes Geheimnis bewahren.

 

Daniel Herrmann wurde 1972 in Halle (Saale) geboren, wo er auch heute lebt und arbeitet.

Andreas Mühe, geboren 1979 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), lebt und arbeitet in Berlin.

Michael Schade wurde 1964 in Cottbus geboren und ist ebenfalls in Cottbus 2004 verstorben.

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