Axel Hütte, Delphi, 1995

Axel Hütte

Landschaft

 

Immer sind die geographischen Eigenheiten einer Region Italiens, Griechenlands oder Spaniens – um die zu nennen, die wir am besten kennen – und die eigene Stimmung einer bestimmten Landschaft im Bild präsent. Gleichzeitig sind wir, gerade auch weil die schnelle Sinnfindung erzählerischer Elemente »fehlt« und die Form uns immer wieder auf uns selbst zurückwirft, merkwürdig ausgeschlossen von allem. Diese besondere Korrespondenz zwischen Nähe und Distanz ist der eigentliche Ort, den der Künstler sucht, dann erst kann es zum Ereignis der Aufnahme und des Bildes kommen. So alltäglich viele der Landschaften auch erscheinen, der Künstler sucht die erhabenen Momente sonntäglicher Stille. Diese seltene Konstellation lässt sich nicht beliebig herstellen, sie muss erst gefunden werden.

In diesem Sinne lässt sich auch das kleine Format dieser Fotos verstehen. Einerseits erinnert die Präsentationsweise dieser Werkgruppe an die unprätentiöse Form des Reisetagebuchs, andererseits treten dadurch der Kunstcharakter und die merkwürdige Ortlosigkeit umso eindringlicher in Erscheinung. Der Düsseldorfer Künstler Axel Hütte nennt seine Werkgruppe in der Sammlung der DZ BANK schlicht »Landschaft«. In der Tat zeigen diese Fotos Landschaften in Mittel- und Südeuropa.

Der Singular im Titel verweist einerseits auf eine künstlerische Gattung, auf die Tradition der Landschafts-Malerei, andererseits auf einen ganz bestimmten ästhetischen Blick des Künstlers. Dieser ist eben nicht der Blick des Urlaubers. Es ist auch nicht der Blick, der die vermeintlich unberührte und wilde Natur sucht, als die die Alpen – ein häufiges Motiv bei Hütte – in der Malerei des 19. Jahrhunderts oft gesehen wurden. Obwohl in Hüttes Landschaftsfotos keine Menschen abgebildet sind, zeigen sie immer Kulturlandschaften, die der Mensch geprägt hat. Besonders deutlich ist dies bei den Aufnahmen der Fall, auf denen die riesigen Erdlöcher zu sehen sind, die beim Abbau von Rohstoffen entstehen.

Diese Spannung zwischen Natur und Kultur prägt Hüttes Bilder, deren formale Klarheit von der Spannung zwischen Bildtiefe und Flächigkeit, zwischen tiefer Horizontlinie und vertikalen Bauformen geprägt ist. Die Bilder sind so konstruiert, dass der Standort des Betrachters unklar ist: Wir hängen in der Luft. Auf manchen Fotos Hüttes ist fast nur Himmel oder Nebel zu sehen. Angezogen vom Zug in die Tiefe, bleiben wir in den Rastern der häufig ruinenartigen Architekturen, die unseren Blick begrenzen, gefangen. Die Zuwendung zu diesen Weiten ist mehr dem Gefühl als einem als real vorgestellten Zugang möglich.

Wer kennt nicht die leichte Enttäuschung, die wir erleben, wenn wir eine dramatische Naturszenerie fotografiert haben, und die Fotos, die wir gemacht haben, dieses Gefühl der Weite nicht wieder vermitteln. Schon immer folgte die Betrachtung der Natur den Erfindungen der Künstler. Das heißt auch, solche Gefühle werden nicht zuletzt über Kunstgriffe, über die Form des Bildes, transportiert. Das Moment der Abstraktion ist dabei wesentlich. Das Abstrahierende bei Hütte liegt sowohl in einer Bildauffassung, die darauf zielt, das Vertraute fremd und das Fremde vertraut erscheinen zu lassen, als auch in der Suche nach etwas, das nicht gemacht ist, sondern Ereignischarakter hat.

 

Axel Hütte ist 1951 in Essen geboren. Er studierte erst Malerei und dann seit 1976 Fotografie bei Bernd Becher an der Kunstakademie in Düsseldorf. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.

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