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Ihr Kunststiftung DZ BANK
Der Blick aus den oberen Stockwerken des Westend-Turmes gleicht dem eines Vogels, der durch die Lüfte schwebt. Die Fotografien der Etagenausstellung zeigen Vögel aus verschiedenen Blickwinkeln. Als kaum merkliche Begleiter unseres Alltags haben sie oftmals mythische Bedeutung.
Aufgrund des Nahrungsangebots suchen Eulen die Nähe menschlicher Behausungen. Seit jeher sind sie daher in zahlreichen Mythen und Sagen vertreten. Sie gelten als Symbole der Weisheit, verkörpern aber auch Bedrohungen wie Krankheit und Tod. In »Smiling Barn Owl« lässt Anna Vogel die sagenumwobenen Tiere geisterhaft vor dunklem Hintergrund erscheinen. Durch digitale Bearbeitungstechniken wie Weichzeichnungen oder Aufhellungen macht sie die vorgefundenen Aufnahmen weißer Schleiereulen transparent. Ein heller Lichtkranz umspielt das weiche Gefieder, das den nachtaktiven Jägern ihren lautlosen Flug verleiht. Der farbsatte Pigmentdruck lässt die feinen Strukturen des Gefieders erkennen und verleiht den überlebensgroßen Tieren Plastizität. Geheimnisvoll erscheint auch ihr stoischer Blick, mit dem sie den Betrachter fixieren.
»Lieber einen Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach« lautet ein Sprichwort im Volksmund. Es meint, dass es besser ist, sich mit einem kleinen Erfolg zufrieden zu geben, als immer nach dem Höchsten zu streben. Die Fotografien von Jochen Lempert zeugen von empfindsamer Bescheidenheit. In seiner Serie »Vogel in der Hand« zeigt der Künstler und Biologe auf seiner Hand sitzende Exemplare der heimischen Blaumeise, des Birkenzeisigs oder des Gartenbaumläufers. Anders als starre Staffagen in Naturkundemuseen bildet seine Hand einen beweglichen Sockel, der sich der Form und Bewegung der empfindlichen Wesen anpasst. So fangen Lemperts Fotografien einen lebendigen, intimen Kontakt zwischen Mensch und Tier ein, einen kurzen Berührungspunkt, der sich im nächsten Moment wieder lösen kann. Die lose gehängten Papierabzüge seiner analogen Fotografien verstärken den Eindruck einer zarten, flüchtigen Begegnung, die nach Ehrfurcht und Kontemplation verlangt anstatt nach wissenschaftlicher Beherrschbarkeit.
Greco de Ruijter kippt seine Kamera in die Horizontale und befestigt sie an einem Lenkdrachen. Den Auslöser betätigt er durch die umfunktionierte Fernsteuerung eines Spielzeugautos. Es entstehen Landschaftsaufnahmen aus der Vogelperspektive, deren winzige Details, wie Vogelschwärme oder Schafherden, sich nur wenige Zentimeter von der Erdoberfläche zu erheben scheinen. De Ruijter interessiert sich für Grenzbereiche, an denen verschiedene Kulturlandschaften zusammentreffen. Gegenüber Luftaufnahmen aus dem militärischen Kontext, die den machtvollen »Gottesblick« demonstrieren, erscheinen de Ruijters Aufnahmen geradezu friedlich. Das Kameraauge erweitert den menschlichen Blick und eröffnet ein Sichtfeld, das eigentlich nur den Vögeln vorbehalten ist.
Anna Vogel wurde 1981 in Herdecke in Nordrhein-Westfalen geboren; sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.
Jochen Lempert wurde 1958 in Moers in Nordrhein-Westfalen geboren; er lebt und arbeitet in Hamburg.
Greco de Ruijter wurde 1961 in Vianen in den Niederlanden geboren; er lebt und arbeitet in Rotterdam.