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Ihr Kunststiftung DZ BANK
Die in dieser Ausstellung gezeigten Arbeiten setzen sich mit der Digitalität und Digitalisierung der Fotografie und unserer heutigen Wirklichkeit auseinander.
Lynn Hershman Leeson ist eine der einflussreichsten Medienkünstlerinnen weltweit; sie hat unter anderem in den Bereichen Fotografie, Video und interaktive/ netzwerkbasierte Medienkunst wegweisende Werke geschaffen. Ihre Arbeit » Digital Dreaming IV« basiert auf dem von Jacques-Louis David 1817 gemalten Bild »Amor und Psyche«. Hershman Leeson bearbeitet das Bildmaterial weiter, indem sie den nackten, makellosen Körper der schlafenden Psyche mit einem Schleier eines binären Codes überzieht. Auf diese Weise nimmt die Künstlerin dem dargestellten Frauenleib jede Sinnlichkeit und verwandelt ihn zu einem flachen Informationsträger. Mit ihrer 1996 entstandenen Serie »Digital Venus« weist Hershman Leeson weit in den sich durch das World Wide Web nachhaltig verändernden Umgang mit Wissen und kulturellem Erbe voraus. Durch die Umwandlung von Wissensgegenständen in binäre Codes sind wir heute in der Lage, auf Inhalte nicht nur jederzeit und überall zugreifen zu können – wir haben auch zunehmend die Möglichkeit, die Daten durch Rekombination unseren eigenen Sehgewohnheiten und Bedürfnissen anzupassen und somit zu verändern.
Als Ausgangspunkt der fotografischen Serie »Der Fälscher ist der Held der elektronischen Kultur« diente Olaf Metzel seine Skulptur »Intelligence Service/A.M.T.« von 1988. Dabei handelt es sich um eine Technik-Ruine, die Metzel aus ausrangierter Computer-Hardware zusammengetragen und danach mit Hammer und Winkelschleifer bearbeitet hat. Ein in unregelmäßigen Abständen aufflackernder Bildschirm suggeriert die letzten Atemzüge dieses technischen Ungetüms. Metzel setzt sich darin mit dem anbrechenden Digitalzeitalter und dessen Grenzen auseinander. Eine Fortführung dieser Auseinandersetzung finden wir in den hier gezeigten Bildern. Titelgebend ist ein Zitat des kanadischen Pianisten Glenn Gould (1932–1982), der die Reproduzierbarkeit der Musik im digitalen Zeitalter zur Grundlage seiner Arbeit machte. Insbesondere interessierte er sich für die Methode des Sampling, bei der aus musikalischen Ausschnitten neue Stücke entstehen. In diesem Sinne ›sampelt‹ Metzel nicht nur, indem er aus ausrangierter Technik durch Zerstörung etwas Neues entstehen lässt, sondern auch, indem er wiederum seine eigene Skulptur in den Bildern weiterverwertet.
Die Serie von Joscha Steffens entlehnt ihren Titel einer bitteren Seite des jugendlichen Spieltriebs: »Teen Spirit Island« ist der Name einer Kinder- und Jugendpsychiatrie, in der neben Drogensüchtigen mittlerweile auch Jugendliche therapiert werden, die an einer Computersucht erkrankt sind. Den nur zart vom Computerbildschirm angeleuchteten porträtierten Gesichtern der vorwiegend männlichen Gamer zwischen 17 und 23 Jahren sieht man freilich die Sucht noch nicht an. Es sind im wahrsten Sinne des Wortes »Abgetauchte«, die Steffens zeigt. Es ist daher nur konsequent, wenn die Bilder derart dunkel daherkommen: Denn eigentlich ist das, was man sieht – der Gefühlszustand, der Kick durch die Entrücktheit, das zweite Gesicht, der Avatar –, nicht sichtbar.
Die Künstlerin Anna Vogel schärfte ihren Blick in der Klasse von Andreas Gursky. Mit ihren vielfach beachteten Landschaftsfotografien hat sie sich eine Nischenposition innerhalb dieses Genres erarbeitet, das scheinbar niemals ausgereizt ist. Anna Vogel nimmt die bereits abgedroschene Feuilletonistenformel »zwischen Fiktion und Realität« humorvoll und poetisch beim Wort. In ihre Arbeiten interveniert sie auf eine Weise, die den Eingriff nicht verbergen soll. Ihre Bilder leben geradezu von den künstlichen Zugaben, dem Rauch, dem Wasserdampf, den Beton-Versatzstücken oder Tapetenresten aus Bast, wie sie in den 1980er Jahren, in die Anna Vogels Kindheit fällt, beliebt waren. Häuslichkeit und Fremde, Nähe und Ferne werden derart aneinandergekittet, dass das Fremde und Andere unter dem Schutz der häuslichen Idylle steht – und vice versa.
Lynn Hershman Leeson wurde 1941 in Cleveland, Ohio, USA geboren und lebt und arbeitet heute in San Francisco und New York, USA.
Olaf Metzel wurde 1952 in Berlin geboren; er lebt und arbeitet in München, Berlin und Marken, Italien.
Joscha Steffens, 1981 in Waiblingen geboren, lebt und arbeitet in Köln und Amsterdam, Niederlande.
Anna Vogel wurde 1981 in Herdecke geboren; sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.