In seiner künstlerischen Praxis beschäftigt sich Jens Klein (* 1970 Apolda, lebt in Leipzig) mit gefundenen historischen Fotografien in ihrer Funktion als Speicher von sozialer Wirklichkeit. In Archiven forscht er nach Erzählungen und verfolgt dabei ein Interesse an der Geschichte und ihrer aktuellen Bewertung. Klein faszinieren nicht die markanten Bilder historisch bedeutsamer Ereignisse, sondern die weniger spektakulären, alltäglichen Fotografien, die er in staatlichen und privaten Bildarchiven findet. Ein Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dem Archiv der Behörde des Beauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU).

Im Rahmen des Projektstipendiums wird Jens Klein mit dem Archiv des 2013 verstorbenen Hobbyfotografen Ingo Wrzalik arbeiten. Es entstand im Zeitraum von 1969–1982 und wurde zum Großteil im gemeinsamen Heimatdorf in Thüringen aufgenommen. Über die Erschließung und Bearbeitung der über 14.000 Negative hinaus wird Jens Klein Gespräche mit den Menschen des Ortes führen. Besonders interessant ist für ihn die Frage nach der Darstellbarkeit von historischen Ereignissen eines Landes, welches nicht mehr existiert. Wie lässt sich dabei die Differenz zwischen der persönlichen Erinnerung und dem vorherrschenden Geschichtsbild dieser Zeit darstellen? Das ist eine der zentralen Fragen für Jens Klein.

Anja Manfredi (*1978 Lienz, lebt in Wien) widmet sich in ihrem künstlerischen Schaffen einem Bildatlas zur Geste sowie zur Bewegung des Körpers. Mit Rückgriffen auf historische Konzepte bis hin zu gegenwärtigen Inszenierungen, fragt sie nach den Ausdrucksformen des Leibes. Gesten versteht sie als eine Form unserer Kommunikation, als eine nonverbale Sprache des Körpers, die durch mehrere Kategorien, wie das biologische Geschlecht, Sexualität, Historie, Religion oder durch pädagogische Konzepte geprägt ist. Um die Gesten erfahrbar werden zu lassen, untersucht Manfredi auch die äußeren Hüllen dieser Kategorien: Architektur, Kleidung und Haut. Dabei entsteht ein thematisch vielschichtiges Fotoarchiv, das sie um installative Elemente ergänzt und so zu Tableaux vivants verdichtet.

Im Rahmen des Stipendiums wird sich Anja Manfredi eingehend mit dem Begriff des Atlas beschäftigen. Ein Stein, den sie von einer Reise nach Marokko – ins Atlasgebirge – mitgebracht hat, bildet dabei den materiellen Ausgangspunkt. Gedanklich begleiten sie die Figuren der Mnemosyne und Karyatide. Welche Bedeutung haben diese mythologischen Figuren für uns heute? Welche Rolle spielen ihre Erzählungen in Zeiten der Pandemie und geopolitischen Unruhen? Wie können wir in „Stein gemeißelte Gesten“ erodieren lassen? Es sind Fragen wie diese, denen sich Anja Manfredi nähern möchte.

Jury 2021/2022

Nela Eggenberger
Chefredakteurin, EIKON – Internationale Zeitschrift für Photographie und Medienkunst, Wien

Dr. Stefan Gronert
Kurator für Fotografie und Medienkunst, Sprengel Museum, Hannover

Dr. Beate Kemfert
Stiftungsvorstand und Kuratorin, Kunst- und Kulturstiftung, Opelvillen Rüsselsheim

Dr. Christina Leber
Geschäftsführerin der Kunststiftung DZ BANK und Leiterin der Kunstsammlung der DZ BANK

Adrian Sauer
Künstler, Leipzig

Ulrike Schneider
Referentin für Bildende Kunst, Niedersächsische Sparkassenstiftung /
VGH-Stiftung, Hannover

Dr. Walter Seidl
Kurator, Autor und Künstler, Wien

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