Himmel

Marsha Cottrell, Lutz Fritsch, Timo Kahlen, Barbara Klemm, Robert Longo

Der Himmel übt seit Urzeiten große Faszination auf uns Menschen aus. Er gilt als ein Mysterium und steht symbolisch für Unendlichkeit. Tagsüber beeindruckt er uns mit seiner Weite und dem Spiel der Wolken, während er nachts mit seinen unzähligen Sternen und Himmelskörpern zum Staunen und Träumen einlädt. Der Himmel inspiriert seit jeher Künstler, Dichterinnen und Wissenschaftler gleichermaßen. Er regt die Fantasie an und lässt uns über unsere Existenz und unseren Platz im Universum nachdenken. Noch heute, wenn man ihn wie beispielsweise bei Lutz Fritsch (* 1955 Köln, Deutschland) zwischen Dachkanten eingerahmt sieht, erscheint uns der Himmel als etwas Abstraktes, Fernes und aller Raumforschung zum Trotz Ungreifbares.

Dass Kunst wesentlich mit Licht(erscheinungen) zu tun hat, führt uns Barbara Klemm (* 1939 Münster, Deutschland) vor Augen, die James Turrell in seinem Roden Crater einen Besuch abgestattet hat. Der Roden Crater in der Region Painted Desert im Norden Arizonas ist ein groß angelegtes Kunstwerk, das in einem erloschenen Vulkan geschaffen wurde und eine überwältigende Umgebung für das Erleben von Licht bietet. James Turrells immersives Kunstwerk steht in der Traditionslinie der Land Art und beschäftigt sich mit der Frage, wie wir natürliches und künstliches Licht in unterschiedlichen Kontexten wahrnehmen und welche psychologische Wirkung es entfalten kann. Seit dem Erwerb des Terrains im Jahr 1977 hat James Turrell den Roden Crater in eine Stätte voller Tunnel und astronomisch ausgeklügelter Schächte verwandelt, die sich zum Himmel hin öffnen und das Licht tags direkt von der Sonne und bei Nacht über die Planeten und Sterne einfangen.

Die grafisch anmutenden Werke von Marsha Cottrell (* 1964, Philadelphia, Pennsylvania, USA) lassen beim ersten Betrachten an Bleistiftstriche denken und erinnern mit ihren Rastern und Strukturen in feinen Grautonabstufungen an technische Aufzeichnungen astrophysikalischer Messungen. Die Künstlerin bedient sich digitaler Methoden der Bilderzeugung, in die sie jedoch immer wieder auch manuell eingreift und ihre Praxis daher als »malerische« versteht. In ihrer Arbeit »Untitled«, 2017 experimentiert Marsha Cottrell mit dem Platindruck: Aus digital erzeugten Bildern entsteht in diesem Druckverfahren aus der Frühzeit der Fotografie ein singulärer Abzug, indem die Bilddaten zunächst auf ein Negativ übertragen und im Anschluss als Kontaktabzug auf das mittels einer chemischen Lösung lichtempfindlich gemachte Papier belichtet werden. Auch der Entstehungsprozess der »Aperture«-Serie von 2016 beginnt am Computer. Das eigentliche Bild, das mit den Vektorgrafiken am Bildschirm nichts mehr gemein hat, entsteht jedoch während des Druckvorgangs. Mit einem Laserdrucker überträgt die Künstlerin die geometrischen Strukturen – die sie immer wieder in ihrer Positionierung verändert und in kleinen Schritten verschiebt – in mehreren Durchläufen auf handgeschöpftes Papier.

In der Bildserie »Mond I–III«, 1994 von Timo Kahlen (* 1966, Westberlin, BRD) verwandeln sich gewöhnliche Kieselsteine in schwebende, von Kratern durchzogene Himmelskörper am dunklen Nachthimmel. An ihrer Oberfläche kann man die geologischen Schichten des Gesteins ablesen, aus dem die faustgroßen Brocken einst herausbrachen, bevor der Künstler sie als Fundstücke einsammelte. Auf ähnliche Weise lässt sich auch die Entstehung des Mondes erklären. Nach der »Kollisionstheorie « stieß die Erde in ihrem frühen Entwicklungsstadium mit einem Protoplaneten zusammen. Beim Aufprall wurde Materie aus dem Gesteinsmantel beider Himmelskörper in die Umlaufbahn geschleudert und verdichtete sich dort schließlich zum Mond. Eine daraus resultierende Ähnlichkeit von Erd- und Mondlandschaft, wie bereits Galileo sie feststellte, scheint in Timo Kahlens Fotografien evident. Die visuelle Verwandlung der Steine erfolgt in einem mehrstufigen fotografischen Prozess: Mit einer selbst gebauten Kamera aus Pappe, Klebeband und einer einfachen Linse nimmt der Künstler das Bild auf ein Papiernegativ auf. Das Positiv entsteht anschließend in der Dunkelkammer durch einen Kontaktabzug, für den die Bildseite des Negativs unmittelbar auf die lichtempfindliche Schicht eines zweiten Fotopapiers gelegt und erneut belichtet wird.

Das Œuvre von Robert Longo (* 1953 Brooklyn, USA) ist stark vom Zeichnerischen und Skulpturalen sowie von einem erweiterten Kunstbegriff geprägt. Der Künstler ist bekannt für seine fotorealistischen Zeichnungen, die er hauptsächlich mit Grafit und Kohle erstellt. In einem zweiten Schritt überschreitet er die starren Grenzen zwischen den Gattungen und künstlerischen Produktionsweisen, indem er seine Zeichnungen – wie auch bei der Werkreihe »YINGXIONG (HEROES)«, 2009 – in Pigmenttintenstrahldrucke übersetzt. Durch die Verwendung von Naturpapieren mit einer offenen Struktur haben die Drucke immer noch die Anmutung einer Zeichnung mit ihrer matten, nahezu haptisch anziehenden Oberfläche. Robert Longo schafft durch die Wahl der Bildformate, der Motive und der Titel emotionale, pathetische Bilder, die auch an die Bildsprache der Illustrierten und des Hollywoodfilms erinnern. Seine Bilder sollen polarisieren. Durch die Spiegelungen von Wolkenformationen in den Helmvisieren wird der Himmel mit seiner schier unendlichen Weite nicht nur als erhaben, sondern als ein Ort der Gefahr, der politischen Einflusssphäre und der kriegerischen Auseinandersetzung charakterisiert.

Marsha Cottrell wurde 1964 in Philadelphia, USA geboren; heute lebt und arbeitet sie in New York City, USA.

Lutz Fritsch wurde 1955 in Köln geboren, wo er heute lebt und arbeitet.

Timo Kahlen wurde 1966 in Westberlin geboren; heute lebt und arbeitet er in Berlin.

Barbara Klemm wurde 1939 in Münster geboren; sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

Robert Longo wurde 1953 in Brooklyn, USA geboren: heute lebt und arbeitet er in New York City, USA.

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