Arnold Odermatt: Auto-Didakt

Durch Zufälle und glückliche Fügungen wurde Arnold Odermatt, der 1948 im idyllisch-beschaulichen Schweizer Kanton Nidwalden seine Polizeikarriere begann, zu einem Chronisten seines unmittelbaren Lebensumfeldes. Mit einer doppeläugigen Rolleiflex hielt er tagebuchartig – meist gemischt auf einem Film – Familie, Urlaub, Kolleginnen und Kollegen im Dienst und nach Feierabend sowie die Schweizer Berglandschaft und ihre Bewohnerschaft fest. Auf derselben Film- und Zeitleiste dokumentierte er zugleich Unfallorte; zunächst als Rapport für die Polizeiakte und dann, nachdem sie geräumt und von Verletzen oder Toten befreit waren, für sich selbst, immer auf der Lauer nach einem guten, scharf fokussierten und perfekt ausgeleuchteten ›Bauchfoto‹, wie er seine Bilder nannte.

Vermutlich wären die Bilder von Arnold Odermatt wie so viele andere private Fotoaufnahmen im häuslichen Archiv verschollen. Erst im Zuge seiner Recherchen für ein Filmprojekt durchforstete dessen Sohn, der Regisseur Urs Odermatt, das Konvolut seines Vaters und entdeckte die Qualität der Bilder. Durch thematische Gruppierungen, die Auswahl einzelner Motive und Bildausschnitte machte er 1993 mit dem Buch »Meine Welt« die Kunstszene auf den schlummernden Schatz seines Vaters aufmerksam.

1998 kuratierte Beate Kemfert die erste Ausstellung Arnold Odermatts für die SCHIRN Kunsthalle im ehemaligen Frankfurter Polizeipräsidium gegenüber des heutigen DZ BANK Campus. In dieser Ausstellung wurde Harald Szeemann – einer der bedeutendsten Ausstellungsmacher seiner Zeit – auf den Künstler aufmerksam und zeigte 2001 eine Auswahl seiner Schwarz-Weiß-Fotografien auf der 49. Biennale von Venedig.

Ebenfalls aus der Ausstellung im Frankfurter Polizeipräsidium wurden Fotografien aus den Serien »Karambolage« und »Im Dienst«, die heute zu den bekanntesten Werkreihen des Fotografen gehören, für die Sammlung der DZ BANK erworben.

Neu in die Sammlung wurde nun ein Set aus sechs Bildern der Werkreihe »Rücklichter« aufgenommen. Diese Serie entstand, als Arnold Odermatt im Polizeieinsatz bei einem Hausbrand in Hergiswil die geschmolzenen Rücklichter von Fahrzeugen auf dem Parkplatz eines benachbarten Autohauses entdeckte. Die Hitze des Feuers hatte die Plastikabdeckungen der Rücklichter zum Schmelzen gebracht. Am nächsten Morgen kehrte der Fotograf in Zivil mit seiner Kamera zurück, um die ungewöhnlichen Farbverläufe bei Tageslicht festzuhalten. In den Bildern verwandeln sich die geschmolzenen Rücklichter der Fahrzeuge in malerische Gebilde von bildhauerischer, organischer Qualität.

Arnold Odermatt wäre am 29. Mai 2025 hundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigt die Kunststiftung DZ BANK eine Ausstellung im Kabinett mit Werken aus dem Sammlungsbestand.

Arnold Odermatt wurde 1925 in Oberdorf, Schweiz geboren; er verstarb 2021 in Stans, Schweiz.

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