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Ihr Kunststiftung DZ BANK
Mit ihren feinfühligen Kompositionen in Schwarz-Weiß prägt Barbara Klemm die deutsche Pressefotografie der Nachkriegszeit. Von 1970 bis 2004 ist sie Redaktionsfotografin der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. Nicht nur politische Großereignisse wie der Mauerfall in Berlin 1989 interessieren sie. Die Serie »Blick nach Osten« zeigt Menschen der ehemaligen Sowjetstaaten in alltäglichen Situationen, in denen sich historisch gewachsene Strukturen manifestieren.
Zwischen 1970 und 1990 reist Barbara Klemm in die UdSSR, die DDR, nach Moldawien, Rumänien und Polen. Mit einfühlsamer Härte dokumentiert sie die sozialen Differenzen zwischen Ost und West, ohne dabei den Blick für beide politischen Landschaften zu verlieren. Ihren eigenen westlichen Blick thematisiert Klemm in einer Aufnahme aus Moldawien von 1991. Aus einem Auto heraus fotografiert sie ein Mädchen, das über eine schlammige Straße springt. Auf der einen Seite der Straße wartet ihr kleines Brüderchen. Auf der anderen Seite steht eine alte Frau, die ihre Brille zurechtrückt angesichts der westlichen Besucher. Vor dem Auto trottet ein Rind, das gelangweilt den Kopf wendet, als wollte es den Fremden Einhalt gebieten. Wie aufgeschreckt geben die Protagonisten eine intime Szene ihres Alltags preis. Die Scheibenwischer des Wagens der fotografierenden Barbara Klemm sind im Bild erkennbar. Der fotografische Blick von außen bleibt durch die Glasscheibe vom Geschehen getrennt.
Den Mauerfall im November 1989 in Berlin dokumentiert Barbara Klemm dagegen mitten aus dem Geschehen. Sie fotografiert aus der Perspektive der Protestierenden auf der Berliner Mauer. Mit ihrem besonderen Gespür für den Moment drückt Klemm genau in dem Augenblick den Auslöser, als eine junge Frau einem Polizisten von oben herab eine Zigarette anbietet, während dieser ihr etwas verlegen zulächelt – ein Versöhnungsangebot zwischen den Parteien auf Konfrontationskurs. Oft sind es die kleinen Details, die den historischen Moment in Barbara Klemms Fotografien bewahren. Die emotionale Tiefe ihrer Bilder bezeugt eindrücklich, dass Geschichte keine Aneinanderreihung von Fakten ist, sondern eine Spur gelebter Momente.
Barbara Klemm wurde 1939 in Münster geboren; sie lebt und arbeitet seit 1959 in Frankfurt am Main.