Robert Longo

Körper in Aktion

»Ich zählte bis drei, dann mussten die Modelle zusammenzucken, sich winden und krümmen, stürzen«, beschreibt Robert Longo die Fotosessions auf dem Dach seines New Yorker Apartments. »Manchmal warf ich einen Gegenstand auf einen speziellen Teil des Körpers, als würden sie in die Schulter oder sonst wo von einer Kugel getroffen.« Auf diese Weise entstehen Aufnahmen von Männern und Frauen, die vor einem imaginären Gegenstand ausweichen und hochspringen, sich verrenken und zu Boden fallen. Die Fotografien dienen dem Künstler als Vorlage für seine großformatigen Zeichnungen der Werkreihe »Men in the Cities«, mit der er in den frühen 1980er Jahren bekannt wird.

Die Idee für den Bilderzyklus kam ihm durch die Schlussszene aus Rainer Werner Fassbinders Film »Der amerikanische Soldat« (1970): Ein von einer Kugel getroffener Mann fällt in einer ebenso dramatischen wie anmutigen Drehbewegung zu Boden. Es ist die Ästhetik des Körpers »im Augenblick extremer Aktion«, die Longo in seiner Serie aufzugreifen sucht. Hierfür lichtet er einige seiner Freunde – darunter Cindy Sherman, Gretchen Bender, Eric Bogosian und Glenn Branca – in inszenierten Posen ab. Anschließend projiziert er die Diapositive auf die Wand und zeichnet die Bilder in perfekt fotorealistischer Manier ab. Dabei nimmt er ebenso Ergänzungen vor wie er Details weglässt. Abschließend fotografiert er wiederum die Zeichnungen, um sie dann als Pigmentdruck auf Büttenpapier produzieren zu lassen.

Die »psychotischen Impulse« oder das »Hineinzucken ins Jetzt«, wie Robert Longo die merkwürdigen Gebärden und Posen seiner Freunde auch beschreibt, sei für sie »zu einer Art Tanz geworden«, wie Cindy Sherman berichtet. Es habe Spaß gemacht und sei aufregend gewesen, »so zu posieren und den Körper herumzuwerfen, manchmal das Gleichgewicht zu verlieren und buchstäblich zu stürzen (zumal mit den hohen Absätzen!)«.

Robert Longo wurde 1953 in Brooklyn/New York in den USA geboren. Er lebt und arbeitet in New York.